Dienstag, 14. August 2018

Rezension: Das Rote Adressbuch (Sophia Lundberg)

Eine Hymne an alle Großmütter


(c) Thalia.de
Gebundene Ausgabe: 20,00 €
E-book: 14, 99 €
Hörbuch: 13,95 €

Inhalt:

Doris steht am Ende ihres Lebens. Pflegerinnen, Schmerzen und Eintönigkeit gehören nun zu ihrem Alltag - doch das war nicht immer so. Als sie mit 13 Jahren nach dem Tod ihres Vaters das Haus verlassen muss, um selbst Geld zu verdienen, beginnt für sie eine lange, bewegte Reise, die leider nicht nur die Lichtseiten der berühmten Städte Paris, New York und Stockholm kennt. Jetzt, in ihrem Lebensabend, schreibt sie ihre vielen Erinnerungen für ihre Nichte Jenny anhand eines Adressbuchs nieder, in dem sie die Namen derjenigen Menschen vermerkt hat, die ihren Lebensweg gezeichnet haben. Hinter zu vielen steht inzwischen: TOT...
5 Sterne
 

Cover:

Das Cover ist einzigartig schön. Manchmal braucht es nicht viel, für einen ansprechenden Umschlag. Es sieht aus, wie eines dieser seidenen Notizbücher und passt daher sehr gut zum Titel.
5 Sterne
 

Erzählstil und Handlung:

Die Erzählung wechselt zwischen der Er- und der Ich-Perspektive hin und her, was Doris' gedankliche Zeitreise in ihre eigene Vergangenheit deutlich macht. Ihr gegenwärtiges Ich hat mit dem Leben abgeschlossen (Er-Perspektive). Ihr vergangenes Ich war voller Leben (Ich-Perspektive). Im Verlauf des Buches ermöglicht diese Perspektivenwahl Jennys Eintritt in die Geschichte.
Die Autorin schildert bildreich und gefühlvoll die verschiedenen Etappen von Doris' Leben anhand der Adressbucheinträge. Verabschiedet sich eine Person aus Doris' Leben, erscheint der Name durchgestrichen und mit "TOT" markiert als Überschrift. Ich finde diese Art, zu erzählen, sehr gut gewählt, denn es sind die vielen verschiedenen Menschen, denen wir begegnen, die unsere Lebensbahn beeinflussen.
Sophia Lundberg nimmt uns mit auf eine Reise in die Städte der Träume, Paris und New York, in den 30er bis 40er Jahren, und zeigt uns sowohl die Licht- wie auch die Schattenseiten anhand von Doris' ungewolltem Job als Mannequin und ihrer unglücklichen Liebe zum Amerikaner Allan Smith. Wir fiebern mit Doris mit, hoffen bei jeder neuen Seite auf einen Lichtblick, auf ein Happy-End, dass es ihr ermöglicht, mit ihrem Leben endgültig, zufrieden abzuschließen.
5 Sterne
 

Charaktere:

Von meinen Großmüttern kenne ich Doris' Haltung im Hier und Jetzt sehr gut. Zu Beginn ist sie für den Leser sehr schwierig zu verdauen, ein wenig deprimierend sogar, wenn Doris sich selbst als "alte Schrulle" bezeichnet und Jenny immer wieder mitteilt, dass es bald so weit ist. Tatsächlich aber ist Doris, wie meine Großmütter auch, ein Mensch voller Leben und voller Liebe, die sich stets ihrer Familie verschrieben hat und zu früh erwachsen werden musste. Die Zwischenkriegs- und Nachkriegsgenerationen hatten keine einfache Jugend, fiel doch die Welt um sie herum zu Schutt und Asche. Umso bemerkenswerte finde ich es, wie wichtig sie die Familie einstufen und über alles andere stellen.
Jenny steht in der Mitte ihres Lebens, verheiratet mit 3 Kindern, und vermisst ihre Großtante Dossi sehr, da es in ihrer Ehe grieselt und sie sich aufgrund der Kinder nie selbst verwirklichen konnte. Als die Nachricht von Doris' zunehmend schlechteren Gesundheit Amerika erreicht, beschließt sie sofort, zu ihr nach Stockholm zu fliegen - komme, was wolle. Diese Entscheidung stellt sie und ihren Ehemann Willie auf eine harte Probe: die Entscheidung zwischen ihrer neu gegründeten Familie und ihren eigentlichen Wurzeln. Ich bin froh, dass sie sich für Doris entscheidet, schließlich ist ihre Beziehung etwas ganz besonderes.
5 Sterne
 

Fazit:

Dieses Buch regt zum Nachdenken an. Über die Freude über die kleinen Dinge im Leben. Über den Platz der Familie. Über die schwierigen Zeiten, die unsere Großeltern erlebt haben, die sich trotz allem immer mit viel Liebe und Hingabe um uns gekümmert haben. Ich freue mich, dieses Buch gelesen zu haben, und ich freue mich, meine Großmütter bald wiederzusehen und in die Arme zu schließen. Vielen Dank!
5 Sterne
 
[Vielen lieben Dank an Lovelybooks.de für die Zusendung eines kostenlosen Rezensionsexemplars. Diese Rezension beruht auf meiner eigenen, freien Meinung.]
 
 

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