Dienstag, 12. Mai 2020

GTB #3: Die Eisheiligen - und wie man seine Pflanzen davor schützt

Wir haben den ersten Tag und die erste Nacht der Eisheiligen nun hinter uns - zählt ihr schon Todesopfer in eurem Garten?

Die Eisheiligen sind der Schreck vieler Gärtner, vor allem derer, die gerade erst mit dem Gärtnern anfangen. Hat man sich so richtig in sein erstes Gartenjahr gestürzt, viel Energie und Liebe in die Anzucht seiner ersten Gemüsepflänzchen gesteckt - und dann war es doch so lange so schön warm draußen. Ja, dann hat man der Versuchung nachgegeben und die Tomaten und Zucchini ins Freiland gesetzt. Plötzlich fror es und dahin ist es mit den Pflanzen - und ab ins nächste Gartencenter.

Wer sind die Eisheiligen überhaupt?

Die Eisheiligen bezeichnen eine Reihe von Heiligen Mitte Mai, also vom 11. bis zum 15. Mai, oft wird aber noch bis zum 21. Mai erweitert. Besondere Angst haben die Gärtner unter anderem vor der Kalten Sophie am 15. Mai.

Was nun? Weisheit oder Aberglaube?

Gerade in den letzten Jahren sind die Diskussionen um die "Richtigkeit" der uralten Gärtnerweisheit immer häufiger geworden. Der vermeintliche Grund, wir kennen ihn alle: der gute, alte Klimawandel. Jetzt ist das mit dem Klimawandel aber so eine Sache. Viele setzen ihn ja mit einer Klimaerwärmung gleich und schlussfolgern daher, fälschlicherweise, dass quasi jeder Tag im Jahr wärmer wird. Tatsächlich ist das natürlich im Jahrestrend der Fall und die Hitzerekorde türmen sich regelrecht in den Nachrichten. So kann es für Deutschland schon in mehreren dutzend bis hundert Jahren bedeuten, dass das Mittelmeerklima bis nach Deutschland wandert.

An der grundsätzlichen Funktionsweise des Wetters ändert das aber nichts. Wie wir es ja sehr anschaulich während des Corona-Lockdowns beobachten konnten, hatte wir super Wetter im April und Anfang Mai. Dabei hat sich die europäische Kontinentalmasse erwärmt, und zwar viel schneller als die nördlichen Meerflächen. So entstand ein Temperaturunterschied und damit ein Druckunterschied: ein Tiefdruckgebiet entsteht. Und mit diesem Tiefdruckgebiet kamen auch die bitterkalten Temperaturen.

Was in der Pflanze passiert...

Pflanzen bestehen zu mehr als der Hälfte aus Wasser, ganz ähnlich wie wir. Besonders bei nicht verholzten Pflanzen kann der Wasseranteil aber bis zu 90 % betragen. Wenn Wasser gefriert, dehnt es sich aus. So werden die Pflanzenzellen überdehnt und quasi ausgedehnt. Taut die Pflanze wieder auf, erscheint sie deshalb vertrocknet, da die losen Zellen das Wasser nicht mehr halten können.

In der Natur haben die Pflanzen Strategien entwickelt, um trotzdem die kalte Jahreszeit zu überstehen. So werfen Bäume das besonders anfällige Laub im Winter ab und ziehen das Wasser in ihre Wurzeln unter die Erde. Deshalb werden Bäume zur Holzproduktion etwa im November, Dezember und Januar gefällt, da so das Holz besser trocknet. Nadelbäume etwa nutzen ihr Harz wie eine Art Frostschutzmittel und immergrüne Blattpflanzen wie Berberitze haben besonders robuste, von einer Schutzschicht umgebenen Blätter.

Wie kann ich jetzt meine Pflänzchen trotzdem schützen?

Ihr schützt eure Pflänzchen zunächst, indem ihr Bodenfrost im Beet verhindert. Dieser würde nämlich die feine Wurzeln beschädigen. Dagegen hilft frischer Mulch aus abgelagertem Rasenschnitt. Durch die Abbauprozesse, die in der Mulchschicht stattfinden, wird Wärme freigegeben. 

Überirdisch könnt ihr bodennahe Pflänzchen mit einem dicken Gartenvlies oder einer Luftpolsterfolie schützen. Nicht vergessen, die Luftpolsterfolie während des Tages ein bisschen zu lüpfen, damit keine Kondensation entsteht. Daraus könnt ihr höheren Pflanzen auch mit einem paar Bambusstecken ein Zelt bauen.
 
 gekauftes Frühbeet (links) und selbstgebautes Frühbeet (rechts)

Professioneller sind dann natürlich schon Frühbeete. Wir haben gekaufte aus Plastik, deren Dächer man zum Lüften aufmachen und im Sommer komplett abnehmen kann. Dazu haben wir selber noch Dächer aus Luftpolsterfolie und Sprossengitter von ehemaligen Fenstern, die wir auf dem Sperrmüll ergattert haben, gebaut. Alte Duschtüren kann man aber auch zweckentfremden.

Kombination aus Duschtüren und Plastikeimern

Für einzelne Pflanzen könnt ihr auch gut Ton- oder Plastiktöpfe nehmen. Wir haben sehr viele Töpfe von Zusatzfutter für Pferde, da kommen zum Beispiel meine Erdbeeren drunter. Für die ganz jungen Einzelpflänzchen empfehle ich zudem eine halbe Plastikflasche, die gleichzeitig als Schneckenzaun, Minigewächshaus und Bewässerungsanlage funktioniert. Nachts wird der Deckel draufgedreht und mittags zum Lüften geöffnet.

Mangoldjungpflanzen in ihren Minigewächshäusern

Für das Gewächshaus empfiehlt sich eine Heizung, die ihr bei Bedarf hineinhängen könnt. Ihr könnt auch Grablichter hineinstellen. Hauptsache, ihr verhindert, dass dort drinnen friert.

 mit Luftpolsterfolie und Styropor isoliertes Glasgewächshaus (links) und mobiles Heizung (rechts)


Und? Seid ihr bereits für die Eisheiligen?



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