Montag, 11. Mai 2020

GTB #2: Wie ich meinen Gemüsegarten plane...

... und an der Realität scheitere ;)

Geht euch das auch so? Der große Plan, alles prima ausgetüftelt und dann steht ihr vor eurem Beet und habt eine Pflanze gesetzt und seht, dass vielleicht doch nur 3 anstatt 4 Pflanzen in eine Reihe passen? oder die Schnecken machen eurem jungen Wurzelgemüse und Salat zu schaffen, obwohl ihr euch doch schon so auf den ersten Salat mit Radieschen im Mai gefreut habt?

*seufz* Dann bin ich ja nicht die einzige!

Die Natur macht natürlich, was sie will, und da können wir noch so gut vorbereitet sein. Aber: immer Kopf hoch, und bereitet euch und euren Garten trotzdem so gut wie möglich vor. Das erspart freie Beete und, wenn ihr immer Vorzuchten zum Nachsetzen habt, auch ein wenig Frust, und sichert eure Versorgung durch den eigenen Garten.

Wie gehe ich vor?

Schritt 1: Für mich sind zwei Fragen zum Anfang des Gartenjahres ganz entscheidend:
  1. Was will ich unbedingt anbauen, da wir einen hohen Bedarf haben?
  2. Was möchte ich unbedingt ausprobieren?
Hier mal anschaulich meine Liste:

  1. Tomaten, Zucchini, Salat, Gurke, Fenchel
  2. Zitronengurke, Neuseeländer Spinat, Okra, Erdbeeren


Schritt 2: Anschließend blicke ich zurück auf das vergangene Gartenjahr und stelle mir die folgenden Fragen:
  1. Was (welche Technik, welches Gemüse...) hat gut funktioniert?
  2. Was hat nicht funktioniert?
  3. Woran könnte das liegen? 
  4. Will ich es nochmal, auf einem anderen Weg versuchen?
Das sähe dann bei wir wie folgt aus:
  1. Anbau von Zucchini und Gurke auf selbem Fleck wie im Jahr zuvor durch großzügige Aufdüngung der Beete; Zucchini-Mischkultur mit Rüben (Schatten); Fenchel, Rüben und Kohl überwintern; Wintermulchen und Strukturaufbesserung durch Falllaub; Mangold über Sommer an schattigeren Plätzen; Topinambur und Kartoffeln sich selbst überlassen; Tomaten und Chili im Urban Gardening Konzept
  2. Salate und Kohle sind im Juni sofort in die Blüte gegangen; Rübenanbau war sehr mühsam wegen Schnecken und Erdflöhen; generelle Schneckenplage im Frühjahr und Erdflohplage im Sommer; Kürbisse in Betonwannen; spätes Setzen von Kürbissen und Zucchini (Ende Juni)
  3. kaum Vorzucht bei Salaten und Kohlgewächsen; lange Frostzeit im späten Frühjahr gefolgt von sehr trockenem Sommer; kaum gemulcht; zu rasches Abkühlen im Herbst, das Ausreifen der Früchte verhindert hat
  4. Ja für diverse Rüben; verstärkte Vorzucht für Salat; kaum Kohl dieses Jahr...

Schritt 3: Das Hauptkultur-Mapping. 
Hierfür informiere ich mich über Pflanzenverträglichkeiten und positive Mischkulturen. Ich definiere auch die Gemüse, die in jedem Beet jeweils im Fokus stehen bzw. den meisten Platz einnehmen werden. Das sind bei mit Tomaten, Gurken, Zucchini und Kürbisse. Ich notiere mir auch, welche Kulturen vergleichsweise wenig Fläche einnehmen, das sie entweder in die Tiefe oder in die Höhe wachsen, wie zB Wurzelgemüse oder Lauch. So kann man günstige Beschattungsverhältnisse im Beet schaffen, wie etwa Zucchiniblätter, die Möhrenkeimlinge vor Sonnenbrand und Austrocknung schützen. Gleichzeitig wird die Anbaufläche optimiert.
Dieses Jahr möchte ich zusätzlich meine Beetumrandungen mit Blühpflanzen begrünen, ein paar Kapuzinerkressen und Kamille ist sogar schon aufgegangen und ich hoffe, dass sie die Eisheiligen noch überstehen.
Um besser Kräuter und Blumen in die Mischkulturen einzuplanen, habe ich mich einen ganzen Tag hingesetzt und das Netz und diverse Fachzeitschriften nach positiven Pflanzengesellschaften durchforstet und mir die folgende Tabelle angelegt:

Blühpflanzen und Kräuter für das Gemüsebeet (Teil 1)

Blühpflanzen und Kräuter für das Gemüsebeet (Teil 2)

Grundsätzlich gilt, wenn die Verträglichkeit für einen Vertreter einen Pflanzenfamilie funktioniert, ist das auch für die anderen so. Chrysanthemen und Schafgarbe locken besonders gut Insekten an, Kapuzinerkresse zieht die Läuse von der Tomate an und Tagetes hilft gegen Nematoden. Wenn es euch interessiert, kann ich euch gerne die einzelnen Wechselwirkungen in einem späteren Blogpost zusammenschreiben

Mit diesen Notizen in der Hand geht es an die Beetplanung für die Belegsperiode Ende Mai - Anfang September, also die Zeit im Jahr, in der meine Hauptkulturen auf den Beeten stehen. Schauen wir uns dafür doch mal ein paar Beete beispielhaft an:

Gurkenbeet

Das erste Beet, das ich euch vorstellen möchte, ich mein Gurkenbeet. Hier bauen wir seit Jahren erfolgreich Gurken an. Jedes Jahr wird großzügig aufgedüngt, etwa im Herbst mit Pferdemist und Falllaub, und im Frühjahr mit Kompost und, wie ihr sehen könnt, frischem Grasschnitt, um keimendes Unkraut zu unterdrücken. Damit ist sowohl Kalium und Phosphor aus Mist und Kompost, sowie Kohlenstoff aus dem Falllaub und Stickstoff aus dem Rasenschnitt aufgefüllt.
Letztes Jahr haben wir die Jungpflanzen nur mit Luftpolsterfolie geschützt, das war eher suboptimal bei starken Regengüssen im Juni. Dieses Jahr haben sie ein Frühbeetdach Marke Eigenbau bekommen, dass sie im Frühsommer auch noch schön von hinten wärmt und im Sommer idealerweise etwas Kondensation spendet, um Gewächshaus-ähnliche Verhältnisse zu schaffen. Schauen wir mal ;)

Zur Mischkultur:
  • die Hauptkultur ist natürlich die Gurke
  • als mehrjährige Kräuter habe ich Zitronenthymian und Currykraut letztes Jahr gesetzt, die mit ihrem starken Geruch und den ätherischen Ölen eigentlich gute Arbeit gegen Erdflöhe und andere unerwünschte Insekten leisten
  • als Gründüngung seht ihr Sonnenblumen, dafür kann ich jetzt weniger was, das waren die Vögel ;)
  • letzte Woche habe ich Dill und Borretsch auf der Mittellinie gesetzt, Dill soll ja den Geschmack der Gurken verstärken und Borretsch Bestäuber anlocken
  • auf die freien Flecken aus der Mittellinie möchte ich Neuseeländer Spinat pflanzen...
  • davor kommen Pastinaken, die dann den Winter über im Beet bleiben können.


Zucchini- und Kürbisbeet mit Erdbeeren

Im zweiten Beet stehen gerade Salate und Erdbeeren, die nächste Woche noch durch Tagetes ergänzt werden sollen. Auf diesem Platz stand das letztes Jahr eine Zucchini, der es dort gut gefallen hat, weshalb wir die Beetfläche verdreifacht haben. Der Beetaufbau ist komplett neu, mit einer Streugutschicht, Kompost, Gartenerde und Rasenschnitt.

Zur Mischkultur:
  • Zucchini als Hauptkultur, und in der hintersten Ecke eine Kürbispflanze, die in das Staudenbeet ranken darf
  • im Schutz der Blätter sollen Salat und Erdbeeren gedeihen
  • in die vorderste Reihe werden Rettich und Lauch gesetzt.


Tomatenbeet

Im dritten Beet, das wir uns gemeinsam anschauen werden, sollen ein paar Tomatenpflanzen (alte Sorten) einziehen. Ich rechne, wie ihr sehen könnt, mit 6 bis 7 Pflanzen... Ich bin auch mal gespannt, wie sich die Steinumrandung auf den Wasserbedarf gegenüber einem Holzhochbeet auswirkt... Dieses Jahr komplett neu angelegt, besteht der Beetaufbau aus der "tollen" Erde unserer Brache (yippie, die Winden kommen leider alle durch), Ästen und Pferdemist, der Erde aus unseren Tomatenkübeln von letztem Jahr, Kompost und frischer Gartenerde, sowie einer dicken Ladung Rasenschnitt. 

Zur Mischkultur:
  • Tomate als Hauptkultur
  • eine Mischung aus Blühpflanzen (ich habe die Kamille kurzerhand durch Tagetes ersetzt, werde aber wohl noch mal Kamille ansäen), Kräutern (hier Basilikum und vielleicht Petersilie) sowie Buschbohnen (die noch nicht keimen wollen... wenn nicht, dürfen noch mehr Kräuter rein)
  • in der vordersten Reihe stehen schon die Salate (Kopf- und Asiasalate) seit dieser Woche bereit, und den meisten Lauch habe ich auch schon gesetzt
  • ein paar späte Erdbeeren runden das Ganze ab.

Wie geht es jetzt weiter?

Gestern habe ich auch schon die ersten Kräutertöpfe mit Basilikum, Dill, Schnittlauch und Koriander bepflanzt, die ich dann zwischen meinen Beeten aufstellen möchte.

Heute wird noch einmal der Kopf zum Rauchen gebracht und die Nachkultur geplant. Ich möchte dieses Jahr auch im Winter ein Maximum aus meinem Garten herausholen, das will natürlich geplant sein. Außerdem möchte ich Maries (Wurzelwerk) Methode mit den Schildchen und Reihen ausprobieren. 

Ende der Woche sollen auch schon Tomaten und Zucchini in die Beete einziehen, der wärmende Rasenschnitt steht schon bereit. 


Und, was passiert bei euch gerade im Garten? Wie sieht denn euer Gartenplan aus? Oder macht ihr gar keinen und pflanzt munter drauf los?

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